[Rezension] Hatune Dogan - Ich glaube an die Tat "Im Einsatz für Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak"
Titel: Ich glaube an die Tat
Autorin: Hatune Dogan
Verlag: Brunnen Verlag
Erschienen: 13.02.2015
Genre: Sachbuch
Seitenzahl: 192 Seiten
Ausgabe: Taschenbuch
ISBN: 978-3-7655-4258-9
EAN: 9783765542589
Preis: 9,99 Euro [Taschenbuch]
8,99 Euro [E-Book]
Schwester Hatune Dogan erlebte als Kind in der Türkei selbst Verfolgung. Als ihr Vater wegen seines christlichen Glaubens eine Todesdrohung erhielt, flohen sie nach Deutschland. Im Nahen Osten steht Schwester Hatune aktuell mit ihrem Hilfswerk vielen Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak bei. Sie macht das Schicksal von vergewaltigten und entführten christlichen und jesidischen Mädchen im Westen bekannt. Oft ist sie die Erste, die ihnen zuhört. Die das Leid aushält, von dem Christen und Muslime erzählen. Ein fesselnder, aufrüttelnder Bericht, der auch unbequeme Fragen zum Islam stellt. SPIEGEL online schrieb, wenn man Hatune Dogan mit ihrer Plastiktüte sehe, ahne man nicht, dass sie "eine humanitäre Großmacht ist".
Hatune Dogan erzählt auf erschütternde Art und Weise, wie sie aus der Türkei geflohen ist und wie sie jetzt im Irak und Syrien den Flüchtlingen hilft.
Es war herzzerreißend zu lesen, wie junge Frauen entführt, vergewaltigt und getötet werden.
>>>Eines Tages hatte Ramans Familie an ihrer Haustür einen Stoffbeutel gefunden. Darin ein Stück Seife und ein Leintuch - eine Schreckensbotschaft, mit der die IS-Milizen in Syrien Menschen terrorisieren ... Die Botschaft ist makaber und deutlich: "Morgen seid ihr dran. Morgen wäscht man eure Leichen, Morgen hüllt man euch in ein Leichentuch. <<<
Solche Texte findet man in diesem Buch und sie sind grausam und entsprechen auch noch der Realität.
Hatune Dogan ist zusammen mit der Journalistin Tonia Riedl unterwegs, um Menschen in dieser Lage zu helfen.
Teilweise ist sie kraftlos und müde. Ihre Hilfe wird überall benötigt. Junge Frauen warten auf sie. Doch auch Hatune ist nur ein Mensch.
>>>Als einer der letzten Redner betrat ein Journalist aus Schweden das Rednerpult und zeigte über Laptop und Beamer das Foto eines alten, gebrochenen Mann. Seine Augen schauten resigniert in die Leere, an seiner Nasenspitze hing eine Träne. Das Bild berührte mich sofort. Der Journalist erzählte uns die Geschichte, die dahinterstand.
Farouk ist Ostsyrer, 66 Jahre alt und musste kürzlich im Hof eines Krankenhauses in Mossul den Leichnam seines Sohnes identifizieren. Ein Berg von Leichen lag dort - Tote, die man auf der Straße aufgelesen und bis zur entgültigen Identifizierung und endgültigen Beseitigung im Hof des Hospitals zwischengelagert werden. Unter ihnen suchte Farouk seinen Sohn, seinen einzigen Sohn. Simon. Und fand ihn: Nur an der Kleidung konnte er den Körper des Jungen erkennen, denn dem Leichnam fehlte der Kopf. Der Vater drückte den Leib des geliebten Sohnes an sich, schrie und weinte. Dann betete er. Er betete dafür, den Körper seines Sohnes nicht ohne Kopf beerdigen zu müssen. Als er sich erhob, so hatte Farouk es dem Journalisten erzählt, geriet der Berg dadurch ein wenig in Bewegung, und etwas rollte ihm vor die Füße. Es war der Kopf seines Sohnes. Behutsam hob er ihn hoch, küsste die Stirn und die geschlossenen Augenlider. "Gott sei Dank", rief er mit Tränen in den Augen. Jetzt kann ich meinen Sohn wenigstens beerdigen. <<<
Diese Textpassage hat mich sehr zerrüttet. Welch ein schreckliches Leben und Zustände dort herrschen.
Denkt man als Europäer überhaupt an so etwas? Im Grunde verdrängen wir es.
Das Buch rüttelt einen wach. Es hat mich sehr nachdenklich gemacht. Hatune Dogan ist eine bewundernswerte Frau, die sich mit so viel Elend und Leid befasst. Sie hat meine allergrößte Hochachtung.
Lest dieses Buch und ihr versteht was ich meine. Es ist in der Ich-Form geschrieben, so dass man es wirklich bildlich miterlebt.
Schaut mal unter www.hatune.de vorbei. Dort seht ihr wie sie in verschiedenen Fernsehsendern schon zu Gast war und über ihr erlebtes erzählt.
Diesem Buch kann man nur die volle 5 Sterne Bewertung geben. Ein Buch, dass ich nicht so schnell vergessen werde.